Martin Roumagnac

Frankreich 1946

Martin Roumagnac

 

Inhalt

In einer kleinen französischen Provinzstadt lebt Blanche Ferrand, eine sehr schöne junge Witwe, den Männern ein anziehender weiblicher Dämon, den Frauen Ursache zu Eifersucht und Abscheu. Sie ist vor drei Jahren aus Australien über Paris hierher gekommen und unterhält mit ihrem alten Onkel eine Sämerei- und Vogelhandlung. Ihr Onkel, seines früheren Bohêmelebens müde, hat sich wie ein jämmerlicher und komischer Parasit an sie geklammert, um in seinen alten Tagen materiell gesichert zu sein.
Zwischen Blanche Ferrand und Martin Roumagnac, einem gutmütigen, aber heftigen Manne, der als grober Menschentyp von einfachem Herkommen ihrem Wesen entgegengesetzt ist, spielt sich ein Liebesdrama im Rahmen dieser kleinen Stadt ab. Martin lernt Blanche in einer Boxkampfarena kennen. Es ist die Liebe auf den ersten Blick, die beide bei ihrem flüchtigen Zusammentreffen empfinden. Roumagnac, der sich vom einfachen Maurer zum Bauunternehmer heraufgearbeitet hat, will für Blanche in glücklicher Begeisterung eine Villa bauen.
Das Haus für sie wächst aus dem Boden hervor, wie seine Liebe zu ihr in seinem Herzen wächst.
Gleichzeitig läßt sich Blanche aber auch in eine Liebelei mit einem reichen Konsul ein, der sie nach dem Tode seiner kränklichen Frau zu heiraten beabsichtigt. Diese Ehe würde für Blanche eine große Partie bedeuten, im Gegensatz zu einer Liebesheirat mit dem bürgerlich-handfesten Martin Roumagnac. Der alte Onkel treibt, in der Hoffnung auf Reichtum und Wohlhaben, Blanche, das Angebot des Konsuls anzunehmen. Martin Roumagnac kann jetzt seine Geliebte nur noch heimlich ein einem rumpligen Gartenpavillon treffen, der in der Nähe seiner kostspieligen Villa steht, in der sich der Konsul als Gast häuslich niedergelassen hat.
Der Konsul ist zwar von der Weiblichkeit Blanches leidenschaftlich angezogen, doch empfindet er mehr und mehr, daß ihn unüberbrückbare soziale Unterschiede von ihr trennen, die sich seit dem Verkehr mit Roumagnac besonders bemerkbar machen.
Martin Roumagnac, dessen Finanzen durch diesen Bau völlig erschüttert sind, macht Blanche heftige Eifersuchtsszenen, so daß sie mit ihm bricht. Kurz darauf greift der Konsul den geprellten Roumagnac in erniedrigender Weise an. Als aber die Frau des Konsuls stirbt, schlägt Blanche, zum Entsetzen ihres schmarotzerhaften Onkels, seinen Antrag aus. In plötzlicher Aufwallung wirft sie ihm seine kalte Berechnung und seine Überheblichkeit Roumagnac gegenüber vor, zu dem sie sich trotz allen Streits innerlich hingezogen fühlt. In der Heftigkeit ihrer Gefühle, und um der Enge der Kleinstadt zu entgehen, plant sie die Rückkehr nach Paris, um dort eine unsichere Existenz zu beginnen. Sie will frei sein und Abstand zu den Ereignissen gewinnen. Martin Roumagnac bemerkt ihre Reisevorbereitungen und nimmt an, daß sie sich wieder mit dem Konsul treffen will. Sie verteidigt sich. Er glaubt ihr aber nicht. Im Verlauf einer erregten Szene erwürgt er sie und verläßt das Haus, das nach ihrem Zweikampf vor dem Kamin in Flammen aufgeht.
Martin Roumagnac wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Er leugnet. Mangels Beweise erfolgt Freispruch. Doch während der Gerichtsverhandlung hat Martin Roumagnac durch die Zeugenaussage des Onkels erfahren, daß Blanche ihn nicht belogen hat, daß sie nicht fortgehen wollte, um sich mit dem Konsul zu treffen, ja, daß sie sogar seinetwegen mit ihm gebrochen hat. Er erkennt jetzt die völlige Sinnlosigkeit und Scheußlichkeit seines Verbrechens. In eifersüchtiger Verblendung hat er sie für ihre letzte Liebestat getötet.
Verzweifelt kehrt er nach seinem Freispruch zu seinen Arbeitskameraden zurück, die ihn lärmend feiern. Unfähig, noch Menschen um sich zu sehen, zieht er sich in sein dunkles Zimmer zurück. Vom Fenster aus sieht er einen Studenten, der seit langem Blanche leidenschaftlich, aber ohne Hoffnung angeschwärmt hat, um die Baracke schleichen, eine Pistole in der Faust. Roumagnac ahnt, daß dieser junge Mann ihn für schuldig hält und entschlossen ist, ihn zu töten. Er unternimmt nichts, sich zu verteidigen. Im Gegenteil, er schaltet die Beleuchtung des Zimmers an, um sich dem Rächer als klare Zielscheibe darzubieten. Ein Schuß beendet sein nunmehr unerträgliches Dasein.