A Foreign Affair

USA 1948

 

 

Berichte

  • Neil Sinyard und Adrian Turner, «Billy Wilders Filme», Berlin 1980, Seite 137–148
  • Charles Higham, «Marlene Dietrich – ein Leben, ein Mythos», Hamburg 1978, Seite 171–172
  • Thierry de Navacelle, «Marlene Dietrich», Berlin 1987, Seite 136
  • Berndt Schulz, «Marlene – die Biographie einer Legende», Bergisch Gladbach 1992, Seite 327–332
  • Donald Spoto, «Marlene Dietrich», München 1992, Seite 362–365
  • Steven Bach, «Marlene Dietrich – die Legende, das Leben», Düsseldorf 1993, Seite 443–453
  • Hellmuth Karasek, «Billy Wilder – eine Nahaufnahme», Hamburg 1992, Seite 341–348
  • Maria Riva, «Meine Mutter Marlene», München 1992, Seite 670–671
  • Marlene Dietrich, «Ich bin – Gott sei Dank – Berlinerin», Memoiren, Berlin 1987, Seite 175–177, 307–308
  • Viktor Rotthaler, «Friedrich Hollaender – Wenn ich mir was wünschen dürfte», Booklet zur gleichnamigen CD-Box von Bear Family Records, Oktober 1996, Seite 61–67
  • Werner Sudendorf, «Marlene Dietrich», München 2001, Seite 143–148
  • David Bret, «Meine Freundin Marlene», Hamburg 2002, Seite 156–159

 

Interview von Volker Schlöndorff mit Billy Wilder

 

(…)

Schlöndorff:

Kann es nun sein, daß Du gesagt hast, also, wenn das so nun nicht geht, mit dem Dokumentarmaterial [Filmmaterial über die Konzentrationslager in Deutschland, Anm. d. Red.] eins zu eins, dann werde ich den Deutschen auf eine andere Art den Spiegel vorhalten. Du bist zwar Entertainer, aber Du bist auch Moralist. Das kannst Du nicht abstreiten. Denn bei «A Foreign Affair» zeigst Du auf eine andere Art jetzt den Deutschen, wie sie sich verhalten.

Wilder:

Wenn ich da Konzentrationslager und Leichen gehabt hätte, das würde nicht …

Schlöndorff:

Als ihr angefangen habt zu schreiben, da habt ihr gleich an die Dietrich gedacht? Du hast gleich gedacht: Berlin 1945 und Dietrich gehört irgendwie zusammen.

Wilder:

Ja. Dietrich mit den Liedern von Hollaender. «Black market» und all diese. Die war auch zurück von der Front, nicht? Die war mehr an der Front als ich war. Und natürlich mehr an der Front als der Eisenhower. Wir waren Freunde durch all die ganzen Jahre, als sie hier mit dem Remarque war und dann mit Gabin. Wir waren große Freunde. Und dann kam sie mit der «Zeugin der Anklage» und hat mich gebeten, daß ich das mache.

Schlöndorff:

Du hast ihr also das Drehbuch gezeigt?

Wilder:

Ja, das Script – in Deutsch. Ich glaube – es ist vielleicht nicht Wort für Wort –, aber was sie da geschrieben hat, ungefähr war: «Nur Du könntest mir einreden, eine solche Rolle zu spielen».

 

(…)

Wilder:

«Isn't it romantic?» – Dieses Lied haben wir oft benutzt. Und willst Du wissen, warum?

Schlöndorff:

Ja.

Wilder:

Einfach, weil es uns gehörte. Wir hatten die Rechte. Es wurde für Paramount komponiert – ich glaube von… Ich habe es vergessen. War es Cole Porter? Ich habe es in jedem Film benützt.

Schlöndorff:

Ich dachte deshalb, daß Du eine besondere Beziehung dazu hast.

Wilder:

Offenbar hast Du keine anderen Paramount-Filme gesehen. Sonst würdest Du verstehen, warum es da ist. Sie hatten Lieder, für die sie keine Tantiemen bezahlen mußten!

Schlöndorff:

Es war schön für die Szene in Paris beim Bummel auf der Camps Élysees. Aber warum dasselbe Lied in Berlin, als sie durch die Ruinen fahren?

Wilder:

Habe ich da dasselbe Lied genommen? Das beweist, wie knauserig wir sind.

Schlöndorff:

Hat Dir dabei der Gegensatz gefallen?

Wilder:

Ja, genau. Du hast es sowieso schon gewußt. Warum willst Du mich blamieren? Aber nun kennst Du den tieferen Sinn.

Schlöndorff:

Gut. Bleiben wir bei der Musik. Hollaender machte also die Musik für «A Foreign Affair».

Wilder:

Vielleicht hat er's [«Black market», Anm. d. Red.] schon gehabt, vielleicht hat er's geschrieben dafür. – Ich kann mich nicht erinnern und er ist schon tot, der Arme.

Schlöndorff:

Jedenfalls ist es wirklich ganz besonders – auch für die Marlene. Die letzten Lieder, die sie gesungen hat, bevor sie weg ist aus Berlin waren von Hollaender und nun kommt sie nach Berlin zurück und singt wieder Hollaender.

Wilder:

Richtig. Sei so lieb bitte, ich hab' den Film ein bißchen vergessen, was war der Schluß dieses Films? Ich hab' keine Ahnung.

Schlöndorff:

(Das eigentliche Ende gehört Marlene Dietrich, die abgeführt wird, weil sie immerhin mit den Nazis zusammengearbeitet hat und wie sie aber verhaftet und abgeführt wird, hebt das ganze Moralin des Vorherigen wieder auf. Es sind da zunächst zwei Polizisten, die sie abführen sollen, worauf sich zwei weitere melden und sagen: 'Sollen wir nicht mitgehen, um auf die Zwei aufzupassen, falls die mit der Frau was anfangen?'. Worauf sich noch zwei weitere melden und die wollen auch noch mitkommen. Damit ist also irgendwie klargestellt, daß Marlene Dietrich es schon schaffen wird, mit ihren Reizen als Frau sich wieder ein Stückchen Freiheit zu erobern.)

Wilder:

Das wichtig an dem Film ist.

 

(…)


(aus «Billy How Did You Do it? – Billy Wilder im Gespräch mit Volker Schlöndorff und Hellmuth Karasek», ein Film von Volker Schlöndorff und Gisela Grischow, 1992)